Westfalenpost - Kanu-Projekt: Schulte sucht junge Talente von morgen
Hohenlimburg, 08.12.2010, Lutz Risse
Kanu-Casting Siegfried Schulte im Lennebad
Hohenlimburg. Anna (9) und Lisa (9) sind keine „Montagsmuffel“ – ganz im Gegenteil. Sie freuen sich auf den ersten Tag in der Woche, denn dann haben sie das Hohenlimburger Lennebad ganz für sich alleine. Das Ungewöhnliche – sie durchqueren das 25 Meter lange Becken mit dem Kanu.
Seit 1987 betreibt Siegfried Schulte vom Kanu-Club Hohenlimburg das Projekt „Talentsichtung, Talentförderung“ in Zusammenarbeit mit den Hohenlimburger Schulen. So entdeckte der erfolgreiche Kanu-Trainer so manches Talent und so manchen Titelträger. Holger Gerdes, der damals die Grundschule Im Kley besuchte, machte seine ersten „Gehversuche“ im Kanu bei diesem Projekt. In diesem Jahr holte er sich mit Jan-Philip Eckert die Team-Europameisterschaft im Zweiercanadier.
An diesem Montag sind auch Anna und Lisa sowie ihre sieben Mitschülerinnen aus den dritten Klassen der Kley-Schule wieder an der Reihe. Siegfried Schulte holt die Kinder an der Schule ab, den Fußmarsch durch Schnee und Eiseskälte nehmen sie gerne auf sich. „Gleich wird euch ja warm“, muntert Schulte die Mädchen auf.
Schnell schlüpfen die Schülerinnen in ihre Badesachen, die Boote stehen schon am Beckenrand des Lennebades parat. Siegfried Schulte hilft jedem seiner Schützlinge, die Boote zu Wasser zu lassen.
Kippeliges Kajak
So ein Kajak ist eine ziemlich kippelige Angelegenheit. Es gehört ein wenig Geschick dazu, das eigene Gleichgewicht und das Boot auf dem nassen Element zu halten. Doch das „Geradeausfahren“ beherrschen die Mädels schon perfekt – fast zu perfekt, denn nur mit wenigen Paddelschlägen sind die 25 Meter Beckenlänge durchquert. „Du musst bremsen“, ruft Siegfried Schulte einer zu schnell fahrenden Schülerin zu.
„Eskimorolle“
Der Lerneffekt, das Kanu sicher zu steuern, ist bereits erfolgt, schließlich üben die Mädchen der Kley-Schule bereits seit den Herbstferien. „Mir macht das großen Spaß“, sagt die 9-jährige Lisa, die sich schon überlegt, Kanu-Slalom zu ihrem Sport zu machen. Fleißig übt sie am Beckenrand die „Eskimorolle“, die für Kanu-Athleten unverzichtbar ist. Mit Hilfe der „Eskimorolle“ bringt der Kanute das Boot nach einer Kenterung durch eine Drehung wieder in die richtige Position, ohne das Boot zu verlassen. „Wenn sie im Hallenbad schon die Angst verlieren, haben sie es draußen einfacher“, sagt Siegfried Schulte. Daher müssen seine Schützlinge auch das „Aussteigen“ nach einer Kenterung ohne „Eskimorolle“ trainieren. „Aber das ist total einfach“, sagt Lisa – sie hat ihre Angst schon verloren.
Nach dem Training mit dem Kanu dürfen die Steppkes noch schwimmen oder vom Sprungbrett ins Wasser springen – wann hat man schon mal ein ganzes Schwimmbad für sich alleine?
Die Schulen nutzen das Lennebad regelmäßig, die Hohenlimburger anscheinend nicht.
Nur wenig Besucher
„Die Besucherzahlen sind nicht gut“, sagte Bezirksbürgermeister Hermann-Josef Voss jüngst in der Sitzung der Bezirksvertretung. Er appelliert an alle Bürger zu häufigeren Besuchen des Lennebades, damit es nicht doch zu einer Schließung kommt.
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